Kinderrechtsprojekt Südafrika
Stell dir vor, du bist wieder zwölf Jahre alt. Morgens wachst du auf und gehst in die Küche. Dein Magen knurrt, aber deine Eltern haben dir mal wieder nichts zu essen gemacht. Langsam fragst du dich, ob sie überhaupt noch wissen, dass du existierst. Die Tür zu ihrem Schlafzimmer steht offen und du machst einen Schritt in den Raum. Ein muffiger Geruch schlägt dir entgegen, am Boden liegen benutzte Spritzen. Du berührst deinen Mutter am Arm, flüsterst deinem Papa etwas ins Ohr, doch sie reagieren nicht. Traurig setzt du dich auf den Boden deines Zimmer und fragst dich, wann das alles endlich aufhört.
Leider sieht der Alltag vieler südafrikanischer Kinder genau so aus. Aufgrund der unbeständigen wirtschaftlichen Situation, sind viele Einwohner auf Sozialhilfe angewiesen. Die Arbeitslosenquote liegt derzeit bei 37%, Tendenz steigend. Nicht selten arbeiten Eltern lange und hart, um schlussendlich nur einen mickrigen Mindestlohn zu erhalten. Dabei kommt die Kinderbetreuung oft zu kurz. So sichert das Kindergeld von 22,90€ pro Monat zahlreichen Familien das Überleben. Manchmal drängen Eltern ihre Töchter, viele davon noch nicht älter als zwölf Jahre alt, dazu, schwanger zu werden, da das zusätzliche Kindergeld einen erheblichen Unterschied im Familieneinkommen macht.
Eine Folge der Armut und Arbeitslosigkeit ist häufig Drogenmissbrauch. Kinder sind den Erwachsenen schutzlos ausgeliefert und werden zum Drogen- und Waffenschmuggeln genötigt . Die Kleinen rutschen in einen Teufelskreis aus Gewalt, Kinderprostitution und Kriminalität. Bereits Kinder, die nicht älter als acht Jahre alt sind, werden vom “Gangleben” magisch angezogen. Sie bekommen hier das Gefühl, dazuzugehören und nicht mehr alleine zu sein.
Das Sozialprojekt
Für genau diese Kinder ist dieses Sozialprojekt der letzte Zufluchtsort. Sozialarbeiter holen sie direkt aus den Familien und bringen sie in einer der Wohngruppen unter. Das Projekt liegt fünf Kilometer außerhalb des Stadtzentrums von Tulbagh. Das Grundstück hat den Charakter einer Farm, die Umgebung ist sehr ruhig. Es wird großen Wert auf eine familiäre Atmosphäre gelegt, um die Kinder in ihrem Heilungsprozess zu unterstützen. Alle Kinder wohnen zusammen in einem Haus mit einer Pflegemutter.
Der Fokus liegt immer auf dem Kind und seinen Bewältigungsstrategien. Auch die Eltern werden dazu ermutigt, Teil des Erholungsprozesses des Kind zu werden. Wenn diese gewillt sind sich zu ändern, wird ihnen ebenfalls Unterstützung angeboten. Sie erhalten die Möglichkeit, einen Entzug zu machen und bekommen Hilfe bei der Kinderbetreuung. Leider sind viele Eltern so tief im Teufelskreis aus Drogenmissbrauch und Armut versunken, dass sie ihre Kinder nicht einmal besuchen kommen. Kooperieren die Eltern also nicht, können die Kinder bis zu zwei Jahre im Projekt bleiben. Kein Kind muss wieder in katastrophale Familienverhältnisse zurück!
Aufgaben
Deine Aufgabe ist es, die Kinder in den verschiedenen Wohngruppen, unter der Anleitung eines Erziehers, bei ihrem Weg zurück ins Leben zu unterstützen. Wenn du genug Erfahrung gesammelt hast, darfst du auch alleine Hilfsarbeiten in den Wohngruppen erledigen. Außerdem bist du für sämtliche Nachmittags- und Wochenendaktivitäten zuständig. Putzen, Waschen, Essensausgabe, du siehst, auch im Haushalt wird deine Hilfe benötigt. Unterstützung wird vor allem auch immer gebraucht, wenn eines der Kinder nachts krank wird oder andere ungeplante Ereignisse vorkommen. Auch der Besuch beim Zahnarzt, ein Termin im Krankenhaus oder eine Therapiesitzung wird von dir begleitet.
Beispielhafter Tagesablauf:
- 5.00 Uhr: Aufstehen
- 5.30 Uhr: Kinder aufwecken, Betten machen, Waschen und Zähne putzen, Anziehen
- 6.00 Uhr: Morgengottesdienst
- 6.30 Uhr: Frühstück
- 7.00 Uhr: Erste Hilfe leisten
- 7.20 Uhr: Die Kinder zur Schule bringen
- 7.30 Uhr: Schulbeginn; Die Erzieher müssen die Anwesenheitslisten unterschreiben; Sozialarbeiter und das restliche Personal bekommen einen Überblick über Probleme, was es zu tun gibt, etc.
- 8.30-13.00 Uhr: Dienstfrei
- 13.00 Uhr: Kalte Getränke vorbereiten
- 13.30 Uhr: Schulschluss
- 13.40 Uhr: Mittagessen
- 14.00 Uhr: Nach Vereinbarung treffen sich die Kinder mit ihren Sozialarbeitern
- 15.15 Uhr: Zeit für Spiele, Sport und kulturelle Aktivitäten
- 17.30 Uhr: Abendessen
- 18.00 Uhr: Badezeit
- 18.30 Uhr: Abendgottesdienst
- 18.45 Uhr: Erste Hilfe, Sandwiches und Fernsehen
- 20.00 Uhr: Schlafenszeit
Das ist natürlich nur Richtlinie. Von Zeit zu Zeit wirst du beispielsweise mal bei der Gartenarbeit oder beim Müllsammeln helfen müssen. Du arbeitest immer in einem 30-Tage-Zyklus, auch übers Wochenende. Während jedem Zyklus hast du 8 Tage frei. Einen Dienstplan bekommst du bei deiner Ankunft.
Wichtige Regeln:
- Bitte frag die Kinder nicht nach ihrer Vorgeschichte. Sollte sich ein Kind dir von sich aus anvertrauen, behandle diese Informationen vertraulich und muss dem diensthabenden Sozialarbeiter gemeldet werden.
- Einzelne Kinder dürfen nicht bevorzugt werden.
- Nichtraucher bevorzugt! Das Rauchen auf dem Grundstück ist verboten, vor allem vor den Kindern! Zigarettenstummel musst du immer sorgfältig entsorgen, da die Kinder sich ansonsten aus den Resten eigene Zigaretten bauen und sie dann rauchen. Nichtraucher bevorzugt!
- Das Projekt befindet sich in einer ruhigen, ländlichen Gegend. Wenn du also an deinen freien Wochenenden nach Kapstadt fahren möchtest, kann dies manchmal eine kleine Herausforderung sein. Du kannst dir allerdings zusätzlich einen Transport buchen.
- Sei dir in all deinem Tun und Handeln bewußt, dass du eine Vorbildrolle einnimmst.
- Lange Einsatzdauer wird bevorzugt, da wir eine hohe Fluktation von Volontären vermeiden.
- Ein aktuelles einwandfreies polizeiliches Führungszeugnis (erweiterte Variante) ist vor Abreise einzureichen.