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Meine 5 echt dummen, guten Ratschläge für angehende Weltveränderer bzw. so entstand Karmalaya

  1. Sei unzufrieden!
  2. Lass dich beleidigen!
  3. Sei wütend!
  4. Hau ab!
  5. Kritisier alles und jeden (vor allem dich selbst)!


1. Sei unzufrieden
Mit Unzufriedenheit fängt es an. Irgendetwas stört uns. Mich störte vieles genau genommen. Vor allem Regeln und Raster. Ich wollte nicht in Raster passen. Ich wollte frei sein. Schon als Kind wollte ich „frei wie der Wind“ sein. Und ich fand schon früh, dass vieles fehlt, dass es für viele Probleme noch keine adäquate Lösung gibt. Mit 7 Jahren fand ich, dass eine universelle Sortier-Maschine richtig super und wichtig sei. Nachfolgend meine Skizze von 1989. Ich konnte sie leider nicht zur Markreife bringen.
Erfindung Tina_klein
Dann wurde ich älter und die Unzufriedenheit fand andere Ursachen. Irgendwann hatte ich meinen Traumjob: Reisejournalistin. Und war wieder unzufrieden. Warum denn das um Himmels Willen?  Gratis um die Welt reisen und in den besten Hotels bleiben kann doch nun wirklich nicht schlecht sein! Nun denn, ich begann das Ganze einfach kritisch zu hinterfragen:

Kann ich nach wenigen Wochen Aufenthalt in einem Land tatsächlich über ein Land urteilen, über ein Land (be)richten? Kenne ich, die ich meist in Hotels oder anderen touristischen Unterkünften wohne, tatsächlich die Menschen? Erkenne ich auf diese Reiseweise wirklich die Seele des Landes? Oder kratze ich nur an der Oberfläche?“

Letzteres war für mich der Fall. Ich wollte etwas ändern.
2. Lass dich beleidigen!
Beleidigungen sind super, weil sie quasi ein Turbo in deiner Entwicklung sein können. Mein Turbo war nachfolgende beleidigende Absage einer renommierten Entwicklungsagentur, bei der ich mich 2009 im Zuge meiner Unzufriedenheit, meines Wunsches, etwas Sinnvolleres zu tun, einen Beitrag zu leisten, beworben hatte:

„Hier geht es um eine seriöse Bewerbung bei einem international tätigen Unternehmen und nicht um eine Auffangstelle für eine flippige Weltenbummlerin, die halt grad mal in Nepal leben will und eine Finanzierung des Aufenthalts sucht.“

3. Sei wütend! 
Punkt 2 und 3 gehen erfahrungsgemäß fließend ineinander über. Ich war so wütend über diese Nachricht, dass ich sofort begann, eine bitterböse E-Mail als Antwort zu schreiben. Ich schrieb sie. Und schickte sie nicht ab. Stattdessen nutzte ich meine Wut als Motor für ein sehr intensives Großprojekt, das ganz klein anfing: Karmalaya. Ich hatte so viel zu geben: nicht nur Know-how in vielen Bereichen. Auch jede Menge Kreativität, Auslandserfahrung, Ehrgeiz und vor allem den wahrhaftigen Wunsch, die Welt ein bisschen besser zu machen und die Bereitschaft, dafür all mein Herzblut und alle weiteren mir zur Verfügung stehenden Ressourcen zu geben. Und diese arrogante Organisation ließ mich einfach so abblitzen! Unfassbar. Im Rückblick: Das größte Geschenk, das sie mir machen konnte! Danke.
4. Hau ab! 
Flucht ist keine Lösung? Sicher schon! Geh raus, hau ab, lass alles hinter dir, krieg den Kopf frei, lass los. Dann geht vielleicht alles plötzlich wie von selbst. Der Knoten löst sich und neue Möglichkeiten entstehen. 2010 haute ich ab. Nach Nepal. Trotz oder wegen der Absage dieser Organisation und mit meinem „Baby“ Karmalaya im Gepäck. Tina in Nepal  Und der Knoten löste sich tatsächlich. Immer mehr Möglichkeiten und Chancen öffneten sich und ich ergriff eine nach der anderen. Allen Widersachern zum Trotz. Ideen entstanden, tolle Kooperationen, neue Projekte. Die ersten Freiwilligen reisten mit Karmalaya. Ich war und bin auf Wolke 7!
5. Kritisier alles und jeden (vor allem dich selbst)!
Der wichtigste Punkt für langfristigen Erfolg: Ruh dich nicht auf deinen Lorbeeren aus und hör nicht auf zu kritisieren! Alles und jeden (in Maßen!) und vor allem: dich selbst. Aktuell bin ich in meinem Kritikwahn an mich und Karmalaya wieder kaum zu bremsen. Weil wir nicht gut genug sind? Nein! Weil wir gut genug sind und besser werden möchten. Gut, eigentlich wollen wir DIE Besten werden. In unserer kleinen Nische. Das ist das Ziel. Das heißt: ich packe gerade wieder den „Spitzer“ aus und spitze an unserer Positionierung und Strategie. Ich spitze an allen Enden und Ecken. Aktuell direkt in Uganda. Damit wir in Zukunft mit unserer Arbeit und mit unseren Teilnehmern noch mehr bewirken können. Wir möchten immer noch und jeden Tag die Welt verändern. Sie besser machen. Und dieser Motor hört nie auf zu brummen. 1922189_736219153085730_6320111288751472155_n Kopie  Foto-Info: Auf der Straße wurde unseren Voluntären ein völlig unterernährtes Baby in die Hände gedrückt. Es war dabei zu sterben. Sie haben ihm durch ihr rasches Handeln das Leben gerettet!! Auf dem Bild bin ich mit dem Kind zu sehen, bei einem Krankenhausbesuch 2 Wochen nach dem Vorfall. Es geht ihm besser. Aber was kommt dann? Es ist nur einer von vielen Vorfällen in Uganda. Auf dieser Station liegen ausschließlich Kinder mit Unterernährung. Viele der Eltern sind selbst noch Kinder.
Auch das macht unzufrieden. Macht wütend. Abhauen kann man hier nicht. Dort bleiben ist die Devise! Das ist es, was wir tun. Wir bleiben mit Karmalaya dort. In Uganda. Wir fangen gerade erst an – und hören nicht auf. Wir möchten einen Beitrag leisten. Und unserer Freiwilligen (einige von ihnen sogar aus der Kategorie „flippige Weltenbummler“ :-)) helfen uns dabei, das Puzzle zu vervollständigen, unsere Vision eines integrierten Dorfentwicklungsprojektes zu verwirklichen! Ein Dank an dieser Stelle an unsere 3 ersten Pionier-Volunteers: Cathrin, Karin und Nicolai. Sie leisten und leisteten (Karin reiste gestern Nachhause) Großartiges! Hier ein Gruppenfoto von gestern: 10154080_736224056418573_889511036687737339_n Kopie Übrigens: wir suchen schon Nachfolger für unsere Pioniere! Infos & Bewerbung: office@karmalaya.com uganda_aufruf_inserat Noch mehr aktuelle Bilder aus Uganda auf unserer FB-Site.
Nachsatz zu Punkt 5 – siehe auch vorangegangen Blogeintrag vom 1.1. 2014. Vergiss trotz aller angebrachter oder unangebrachter Kritik nie folgendes:
6. Sei dankbar!
Jeden Tag. Mindestens für 5 Dinge.
Liebe Grüße aus Kampala,
Tina