Blinde & sehbeeinträchtigte Kinder in Nepal
Es gibt in Nepal über 260.000 Haushalte, in denen sehbehinderte Menschen leben. Die Anzahl der blinden Kinder wird auf ca. 30.000 geschätzt. Besonders tragisch ist, dass der Hauptgrund für diese Behinderung im Mangel an Vitamin A in der Nahrung liegt. Weitere Ursachen für Sehschädigungen und Blindheit in Nepal sind das extreme Klima, Wind, Staub, hohe UV-Strahlung und Ruß in den Häusern, verursacht durch Kohle- und Yak-Dung-Beheizung. Hinzu kommt der Mangel an adäquater Hygiene und an medizinischer Versorgung. Es gibt zudem eine hohe Anzahl an Katarakt-Erkrankungen, die in den meisten Fällen durch operative Eingriffe geheilt werden könnten, wäre das nötige Geld vorhanden. Viele der Betroffenen leben jedoch Jahrzehnte in dem Glauben, dass ihre Blindheit nicht heilbar sei. Vor allem Menschen in den abgelegenen Bergregionen sind hiervon betroffen.
Ein besonders hilfsbedürftiges Projekt fand ein Karmalaya-Mitarbeiter 2010 im Gorkha-Distrikt: die „Jal Kumari Primary School“. In der öffentlichen Schule werden neben gesunden Kindern aus den umliegenden Dörfern derzeit auch 14 blinde und sehbehinderte Kinder sowie Kinder, die an Albinismus leiden, unterrichtet. Diese waren gemeinsam in einer nahe gelegenen Unterkunft untergebracht, wo sie mit Mahlzeiten versorgt wurden. Die Kinder lebten dort unter schlimmsten Bedingungen, schliefen auf dem Boden, der während der Regenzeit völlig durchnässt war.
Karmalaya-Herzprojekt für blinde Kinder
Seit 2011 unterstützten wir mit Karmalaya das Projekt. Durch einen Teil der Reiseeinnahmen sowie mit Spenden von Freunden und Partnern konnten wir so im April 2011 das Projekt „Karmalaya baut ein Haus für die blinden Kinder von Gorkha“ verwirklichen. Gebaut wurde das Haus von lokalen Dorfbewohnern und zehn Volunteers aus Österreich und Deutschland im Rahmen eines Bau-Workcamps. Einige Teilnehmer hatten vor Reiseantritt bei ihrem Arbeitgeber und im Freundeskreis nochmals mehrere tausend Euro lukriert – sodass wir spontan sogar ein größeres Grundstück als angedacht erwerben konnten und die Zimmeranzahl steigern konnten. Spontanität und Flexibilität sind in Nepal überall anzutreffen. Wer lernt, diesen Eigenschaften Positives abzugewinnen und sich nicht nur auf negative Aspekte wie Verzögerungen oder Planänderungen konzentriert, wird für’s Leben lernen und seinen Horizont erheblich erweitern.
Fotos zum Projekt und zu unserem Workcamp findest du auch auf unserer Facebookseite.
Der Tag des Erdbebens in Nepal – und danach:
Am 25. April 2015 wurde das Dorf von dem schweren Beben stark getroffen. Das Epizentrum des Bebens lag nur 12 km Luftlinie entfernt. Das gebaute Haus für die blinden Kinder: zerstört, die Reste einbruchgefährdet. Zum Glück kam keines der Kinder zu Schaden. Dennoch gab es in dem Dorf zwei Todesfälle. Die ersten Tage waren schwierig: viel Ungewissheit, kaum Kontakt, kein Vordringen. Einige lange und bange Tage später erreichte der von uns organisierte und durch Spendeneinnahmen gut bestückte Nothilfstransport nach mühseliger, abenteuerlicher Fahrt und viel Muskelkraft das Dorf. Und war VOR den internationalen Hilfsorganisationen zur Stelle! Ein Beweis, dass Volunteering funktioniert, wenn es nachhaltig, fair und sinnvoll betrieben wird! Das Dorf wurde von Karmalaya in den Tagen nach dem Beben mit dem Wichtigsten unterstützt: Zelte für alle Familien, Decken, Planen, Lebensmittel und Proviant für einige Wochen, Wasseraufbereitungsanlagen, Medikamente, etc. Auf die Akuthilfe folgte Phase 2. Hier haben wir Notunterkünfte für die Monsunzeit errichtet und das Dorf mit weiteren wichtigen Hilfsgütern ausgestattet. Im November 2015 startete Phase 3 – der Wiederaufbau vom Blindenprojekt und der Dorfschule. Ende 2016 konnte auch diese Projektphase erfolgreich abgeschlossen werden. Nur Dank der großzügigen Spenden von Freunden, ehemaligen Volunteers und neuen Volunteers, war all dies möglich.
Nun versuchen wir unsere langfristigen Projekte vor Ort umzusetzen. Wir haben viele Pläne für die Zukunft und wir freuen uns, wenn du ein Teil davon wirst!
Hier noch ein paar weitere Infos zum Herzprojekt für blinde Kinder:
Die Kinder wohnen zum Teil im Dorf oder im Blindenheim, wenn ihre Eltern weiter weg wohnen. Sie gehen alle in die Dorfschule, wo sie von blinden Lehrern unterrichtet werden oder aber sie sind bereits wieder in die normalen Schulklassen eingegliedert. Es ist uns sehr wichtig, dass die Kinder ein Teil der Gemeinschaft sind und keine gesonderte Position einnehmen, z.B. durch Sonderschulklassen.
Ihre Freizeit verbringen die blinden Kinder wie auch alle anderen Kinder aus dem Dorf mit Hausaufgaben, Spielen, kleinen Ausflügen in der Umgebung und den alltäglichen Aufgaben wie Wäsche waschen. Du wirst merken, dass das Leben in den Bergen sehr einfach ist. Es gibt kein Fernsehen, kein Internet oder Videospiele. Die Kinder vertreiben sich ihre Zeit stattdessen an der frischen Luft, lernen Volkslieder und malen sehr gerne. Hier ticken die Uhren langsamer. Ein Tag muss nicht von morgens bis abends voll ausgeplant sein. In der Ruhe liegt die Kraft. Schon nach kurzer Zeit wirst du das merken und dankbar sein für diese besondere Erfahrung im integrierten Dorfprojekt.
Aufgaben & Tagesablauf
Ein wenig hast du ja schon über mögliche Aufgaben in deinem Projekt erfahren. Generell ist es so, dass du nicht an feste Tagesabläufe oder Aufgaben gebunden bist. Mach das was dir Spaß macht, was dir guttut und wonach du dich fühlst.
Du wirst die blinden Kinder in ihrem Alltag begleiten und diesen mitgestalten. Steh zusammen mit ihnen auf, frühstückt gemeinsam, bereite sie für die Schule vor und begleite sie zur Schule. Während die Kinder in der Schule sind, hast du Freizeit. Nutze sie zum Beispiel um endlich das gute Buch zu lesen das du schon seit Monaten lesen wolltest, für eine Yoga Stunde, für individuelle Projekte im Dorf oder hilf mit beim Unterrichten in der Dorfschule. Hier sind deiner Kreativität keine Grenzen gesetzt. Am Nachmittag haben die Kinder frei. Diese Stunden kannst du mit unterschiedlichen Aktivitäten füllen. Manchmal werden alltägliche Aufgaben anfallen wie Hausaufgaben, Wäsche waschen oder die Zimmer aufräumen. Du kannst aber auch schöne und besondere Nachmittage planen wie z.B. ein Picknick im Grünen, eine Malstunde oder eine Musikstunde wo du den Kindern englische oder deutsche Lieder beibringst.
Du siehst: vieles ist möglich. Es kommt nur darauf an was du aus deinem Einsatz machst. Und wenn du dann abends zusammen mit den Kindern ums Lagerfeuer sitzt, sie das neu gelernte Lied singen und der Sternenhimmel endlos weit und strahlend ist, wirst du wissen was es bedeutet, im Moment zu leben.
Anreise nach Swaragau
Unser Blindenprojekt liegt in Swaragau (Dorf im Gorkha-Distrikt im Himalaya) – weit weg von der Stadt und der übrigen Zivilisation (ca. 110km nordwestlich von Kathmandu). Die lange Anreise erfolgt ab Kathmandu, wobei die Fahrt zum ersten Stopp „Arughat“ im lokalen Bus je nach gewählter Strecke zwischen 8 bis 10 Stunden dauert. Während der erste Teil der Strecke noch auf dem „Highway“ zurückgelegt wird und relativ komfortabel ist, werden die Straßenbedingungen während der Anreise zunehmend schlechter – oft besteht die Fahrbahn nur aus Schotter, Sand und Steinen. In Arughat kann eine Übernachtung in einer einfachen Lodge eingeplant werden. Weitere 30-45 Fahrminuten (Bus oder Jeep) von Arughat entfernt liegt der Ort Arkhet – hier endet die Straße. Ab Arkhet geht es ca. 3-4 Stunden zu Fuß bergauf ins Dorf Swaragau – dort, wo die Kinder leben. Ein richtiges nepalesisches Abenteuer. Nepal, wie es nur wenige sehen. Nepal, wie es wirklich ist. Ohne Touristenschnickschnack, ohne Luxusgüter. In seiner ganzen Einfachheit.
Einen Erfahrungsbericht von Mareike findest du hier.
„Ich werde nie das vor Freude strahlende und überglückliche Gesicht von Manischa (eines der blinden Kinder) vergessen, als ich mit ihr ein kleines Picknick etwas oberhalb des Dorfes gemacht habe.“