Die Rolle der Frau in Nepal
Südasien ist kein Eldorado für Frauenrechte. Nepal macht da keine Ausnahme. In den Bereichen, Bildung, Arbeit, Eigentum, Einkommen, Gesundheitsschutz, Sexualität, politische Vertretung und Rolle im öffentlichen Leben war Nepal vor einigen Jahren noch weltweites Schlusslicht beim Human Development Index. Das in den entwicklungspolitischen Kreisen betonte Konzept des „Empowerment“ von Frauen im Sinne von Gleichberechtigung hat in den letzten Jahren jedoch zu einer steigenden Zahl von Frauenprojekten in verschiedensten Lebensbereichen geführt – u.a. wird stark gegen Ausbeutung, Verschleppung, Mädchenhandel und Zwangsprostitution gekämpft. Selbst „Hexenverfolgung“ ist in manchen Teilen Nepals noch ein Thema!
Frauen haben also in Nepal immer noch eine untergeordnete Stellung. Schon in der Sprache merkt man die Diskriminierung. Im „Nepali“ gibt es vier Höflichkeitsformen, um eine Person anzusprechen. Drei davon sind in der Alltagssprache im Gebrauch. Das Spektrum erstreckt sich von beleidigend bis sehr respektvoll. Die Frau spricht ihren Ehemann in der höchsten Stufe an, welche speziell nur für Ehemänner und früher außerdem für den König verwendet wurde. Der Mann hingegen benutzt die niedrigste Stufe, die außer für Ehefrauen auch für kleine Kinder, Tiere oder bei generellen Beleidigungen verwendet wird… Frauen haben kaum Rechte.
Langsam kommt es, aufgrund der Zunahme der Bildung, jedoch zu einer Besserung der Stellung der Frau. Frauen bilden immer mehr Selbsthilfegruppen und lehnen sich vermehrt gegen die männerdominierende Welt auf. Das unterstützen und fördern wir. In Uganda haben wir bereits ein eigenes Social Fashion Label gegründet (KALiARE empowerment products). Auch in Nepal arbeiten wir an der Umsetzung eines solchen Projekts.
Frauenprojekt in Pokhara
Das Frauenprojekt besteht seit über 35 Jahren und ist in den letzten Jahren immer weiter gewachsen. Hier werden Accessoires (Handtaschen, Schminktäschchen etc.) produziert, von Frauen für Frauen! Es werden noch alle Arbeitsschritte im Haus selbst durchgeführt: vom Färben des Fadens, über das Weben per Hand nach alter nepalesischer Tradition, dem Nähen und der Endkontrolle. So verdiente sich die Initiative sogar das Fair Trade Siegel. Sie stehen hinter einer nachhaltigen Produktion im Sinne der Umwelt und der Frauen. Im Projekt werden Frauen, welche aus schwierigen Lebensbedingungen kommen (z.B. alleinerziehende Mütter) oder körperlich beeinträchtigt sind, aufgenommen und können eine dreijährige Ausbildung absolvieren. Die Ausbildung kann in einem der vielen Produktionsbereiche durchgeführt werden. So findet jede Frau den für sie passenden Arbeitsplatz. Nach drei Jahren der Ausbildung können die Frauen entweder von zu Hause aus oder weiterhin auf dem Gelände arbeiten. Dies ermöglicht ihnen eine flexiblere Lebensgestaltung z.B. mit der Betreuung der Kinder.
Ein wirklich einzigartiges Projekt mit tollen Produkten, starken Frauen, viel Innovationssinn und einem unbegrenzten Potenzial für die Zukunft.
Was erwartet dich?
Im Frauenprojekt erwartet dich – je nach Wissenstand – ein breites Arbeitsfeld. Daher können wir dir nicht im Detail vorskizzieren, wie sich dein Arbeitstag gestalten wird. Anders als in anderen Projekten bist du hier sehr frei und bist dein eigener Herr bzw. deine eigene Frau 😉 Dein Volunteering-Einsatz ist vergleichbar mit einer Projektarbeit. Unsere bisherigen Volunteers haben sich meist einen konkreten Plan überlegt, welchen sie während des Einsatzes realisiert haben. Um dir ein besseres Bild von deiner Arbeit vor Ort geben zu können möchte ich dir kurz von den bisherigen Projekten berichten. Ehemalige Volontäre entwarfen während ihres Aufenthaltes einen Flyer in dem die Arbeit der Frauen und die Idee dahinter genauer beschrieben wurde. Dieser liegt nun in allen Filialen in Pokhara auf. In einem weiteren Kurzprojekt kümmerten sich Volontäre um die Strukturierung der Produktionsabläufe. Sie erfassten die Bestände und setzten Formulare für Produktionsabläufe auf.
Wie du siehst, es gibt viel zu tun. Wichtig für dieses Projekt ist es Eigeninitiative zu zeigen, sich ein kleines eigenes Projekt zu überlegen und dieses mit viel Kreativität umzusetzen. Vieles wird in Nepal nicht so funktionieren wie du es gewohnt bist, aber mit Mut und Engagement entwickeln sich immer schöne Verbesserungen. Die Frauen werden sehr dankbar für dein Engagement sein und deine Arbeit mit bestem Gewissen fortführen.
Einen Erfahrungsbericht von Christina kannst du hier nachlesen.