Altenheim- & Pflegeprojekt in Kathmandu
Alte Menschen (60+) sind in Nepal eine der am stärksten wachsenden und zugleich am stärksten benachteiligten Bevölkerungsgruppen in Nepal. Ihr Anteil wird sich laut Prognosen der UN bis 2050 mehr als verdoppeln. Eine gute Entwicklung – auf der einen Seite. Eine schwierige Entwicklung auf der anderen Seite – weil es in Nepal auf Grund des schlechten Gesundheitssystems keinerlei staatliche oder gar private ambulante Pflege gibt.
Altenpflege als Generationenaufgabe
In Nepal übernimmt traditionellerweise einer der Söhne die Pflege der Eltern. Dies drückt unter anderem den tiefen Respekt aus, welchen Nepalis vor ihren Eltern und deren (Erziehungs-)arbeit empfinden. Aber auch in diesem traditionellen Gesellschaftsverhalten zeigt sich in den letzten Jahren ein Wandel. Viele Kinder entscheiden sich gegen die Pflege der Eltern, ziehen weiter weg oder überleben ihre Eltern nicht. Die Alten bleiben zurück – isoliert und verarmt.
Verlierer des Systems
Besonders hart trifft es alleinstehende und verwitwete alte Frauen, da sie nicht auf familiäre Unterstützung zurückgreifen können und/oder beim Tod ihres Mannes all ihren Besitz verlieren und mittellos zurückbleiben. In der patriarchalischen nepalesischen Gesellschaft sind sie darüber hinaus schlechter ausgebildet (96% der über 60-Jährigen sind Analphabetinnen gegenüber 73% bei den Männern) und haben kein gleichwertiges Mitspracherecht. Durch die doppelte Diskriminierung (Alter und Geschlecht) sind sie auch für die nationalen Armuts- und Gesundheitsprogramme sprichwörtlich unsichtbar. Da der Staat generell nicht in der Lage ist, alten Menschen adäquat zu helfen, sind sie auf ihre Familie angewiesen. Aber auch dieser ist es oft nicht möglich die medizinische Behandlung zu bezahlen. Auch der Mangel an Ärzten ist gravierend und seniorengerechte Unterkünfte und Hilfsmittel wie Toiletten, Stühle oder Rollatoren fehlen. Ein einziges staatliches Seniorenheim gibt es in Nepal – und das bei rund 30 Millionen Einwohnern. Bewohner werden hier nur aufgenommen, wenn bewiesen ist, dass keine Angehörigen vorhanden sind, sie von der Familie verstoßen wurden und vor allem in finanzieller Not sind.
Die ausgewählten Alten- und Pflegeheime, in denen sich Karmalaya Volontäre engagieren können, nehmen also alte Menschen auf, die ohne diese Form der Versorgung im Trubel der Stadt untergehen würden. Hier werden Frauen und Männer von einem geschulten Personal professionell betreut, versorgt und unterstützt. Als Volontär kannst du die Mitarbeiter bei ihrer Arbeit unterstützen, indem du ihnen bei den alltäglichen Aufgaben unter die Arme greifst. Die Altenheimbewohner freuen sich über „frischen Wind“ im häufig sehr eintönigen Alltag.
Lages des Altenheims
Das Altenheim ist in einem ruhigen und grünen Innenhof im Zentrum der Stadt gelegen. Schließen sich die Tore hinter dir, so überkommt dich gleich eine wunderbare Ruhe und Friedlichkeit. Ein schöner Ort in Kathmandu, wo man sich für Alte und Schwache einsetzt. Die Alterspanne der Bewohner kann zwischen 50-100 Jahren liegen und somit variieren auch die für dich anfallenden Aufgaben. Der Fokus liegt auf medizinischer Betreuung (durch regelmäßige Arztbesuche), Unterstützung bei der Pflege (Hilfe beim Waschen, Essen, bei der Körperpflege), einer kreativen Freizeitgestaltung sowie der Motivierung hin zu einer individuellen Verbesserung der Lebensumstände (z.B. sich besser bewegen zu können).
Einmal in der Woche kannst du die Mitarbeiter zu einer staatlichen Pflegeeinrichtung begleiten. Hier sind deutlich mehr alte Menschen direkt am Pashupatinath Tempel untergebracht. Für gläubige Hindus ist es eine große Ehre an einer heiligen Stätte ihre letzten Lebensjahre zu verbringen. Auch hier kannst du dich gerne einmal die Woche engagieren und deinen Horizont erweitern.
Aufgaben
Dein Tag beginnt zwischen 8-8.30 Uhr und endet mittags oder nachmittags, je nachdem wie viel Zeit du in deinem Projekt verbringen möchtest. Deine Aufgaben variieren. Du kannst dich je nach Interessenschwerpunkt einbringen.
Pflege:
- Ankleiden
- Körperpflege (Waschen, Haare kämmen, Nägel schneiden)
- Essensausgabe/ Essen anrichten
- Betten machen (Bettwäsche wechseln, Decken austauschen etc.)
- Pflege am Bett
Freizeitgestaltung:
- Malen & Basteln
- Singen
- Entertainment
- Be creative 🙂
Physiotherapie (nur mit spezieller Ausbildung):
- Individuelle Physiotherapie Sitzungen mit den jeweiligen Bewohnern
- Mobilisierung der Personen im Rollstuhl
In der Vorbereitungsphase deiner Reise solltest du dir darüber Gedanken machen, dass die Bedingungen in Altenheimen in Nepal nicht den Richtlinien in deinem Heimatland entsprechen. Häufig werden alte Menschen von den Mitarbeitern von der Straße aufgelesen, wo sie zurückgelassen wurden. Die hygienischen, medizinischen und räumlichen Gegebenheiten orientieren sich am nepalesischen Standard. Du wirst dich aber sicher schnell daran gewöhnen.