Kindergartenprojekte in Nepal
Kindergärten werden in Nepal nicht vom Staat unterstützt – ein offizielles Kindergarten-System gibt es nicht. Auch wenn der Bedarf groß ist. Seit einigen Jahren schließen private Initiativen diese Lücke – sie haben sogar drei Kindergartenklassen (Nursery, Lower Kindergarten und Upper Kindergarten)! Die Kosten für die Einschreibung sowie für Bücher, Materialien, Uniformen, etc. müssen von Anfang an von den Eltern selbst getragen werden. Für viele ist dies nicht zu schaffen. Wer es sich aber irgendwie leisten kann, wird sein Kind in einen Kindergarten schicken – weil er ist der Grundstein für die spätere Weiterbildung in einer der vielen Privatschulen und schlussendlich für eine bessere Zukunft. Diese Spange im Bildungssystem verschärft aber immer weiter die Probleme in Nepal. Denn die Privatschulen verfügen über viel mehr Mittel und können gut ausgebildete, motivierte Lehrer abwerben. Durch den starken Zulauf an den privaten Einrichtungen verbleiben an den staatlichen Schulen oft nur die Kinder der ärmeren Familien. Da die Lehrer jedoch nach Schülerzahl zugewiesen werden, kann es vorkommen, dass dort immer weniger Unterricht abgehalten wird oder Jahrgangsstufen zusammengelegt werden müssen. Es besteht die Gefahr, dass deshalb an staatlichen Schulen der Bildungsstandard immer weiter sinkt und die Schulen letztendlich von der Schließung bedroht sind. Dies würde den armen Bevölkerungsschichten endgültig der Zugang zu bezahlbarer, wohnortnaher Schulbildung verschließen. Ein Dilemma.
An privaten Einrichtungen – Kindergärten und Schulen – wird übrigens in Englisch unterrichtet. Das erleichtert für Volunteers den Einstieg ins Projekt – da sie meist schneller und einfach mit Mitarbeitern und Kindern kommunizieren können. Oft ist der Zeitplan für die Kinder dort auch schon sehr früh sehr straff – man möchte wohl zu schnell zu viel erreichen und das Bildungsdefizit vieler Jahre ausgleichen.
Freiwilligenarbeit im Dorf-Kindergartenprojekt in Pokhara
Wenn du dich in einem Kinderbetreuungsprojekt abseits der Großstädte engagieren möchtest, dann bist du in diesem Projekt sehr gut aufgehoben. In einem kleinen Dorf am Rande der Touristen-Stadt Pokhara liegt dieses Childcare Center. Bei guter Sicht kannst du von hier ein wunderschönes Himalaya-Panorama genießen. In das Childcare Center kommen jeden Tag die Kleinsten des Dorfes zusammen, um gemeinsam zu lernen, zu spielen und Neues zu entdecken. Der Besuch eines Kindergartens soll auch in Pokhara nicht nur den reichen Kindern vorbehalten sein – daher ist dieses Childcare Center für berufstätige Eltern, die stark von Armut betroffen sind, kostenlos. Du wohnst bei diesem Einsatz mitten im Dorf und erfährst so hautnah, wie sich das einfache Leben in Nepal anfühlt.
Die Lehrerin des Childcare Centers kümmert sich liebevoll um die Kleinen und wird dich schnell in ihr Herz schließen. Zusammen könnt ihr neue Lern- und Spielformen entwickeln oder kleine Ausflüge in die Natur planen. Im und rund ums Dorf ist aus touristischer Sicht nicht viel los – was reizvoll ist, wenn man den authentischen Kontakt und die Ruhe sucht. Am Wochenende kannst du, wenn du magst, das lebhafte Pokhara erkunden. Die Fahrt mit dem Bus dauert ca. 1 Stunde.
Das Dorf-Kindergartenprojekt in Rithepani (ca. 12km von Pokhara entfernt) besuchen ca. 15 Kinder im Alter von zwei bis vier Jahren.
Da du hier so nah an den Bergen bist, bietet es sich zudem an, deinen Projektaufenthalt mit einer Trekkingtour zu verlängern und bereichern. So kannst du Land und Leute kennen lernen, die Natur genießen und den westlichen Alltag hinter dir lassen.
Aufgaben im Childcare Center
Im Kindergartenprojekt warten sehr vielfältige Aufgaben auf dich. Je nach Interesse, Qualifikation und Wissensstand kannst du dich hier unterschiedlich einbringen. Die folgenden Punkte dienen daher nur als Anregung.
Direkte Arbeit mit den Kindern:
Einige Stunden des Tages sollten sich die Kinder dem Lernen und du dich somit dem Unterrichten widmen. Hier können kleine Aufgaben vergeben, Lernplakate gestaltet oder englische Lieder und Gedichte auswendig gelernt werden. Die restliche Zeit des Tages sollte mit Freizeitelementen gefüllt werden. Hier sind deiner Kreativität keine Grenze gesetzt: male, bastle, tanze mit den Kindern, organisiere kleine Ausflüge oder leite verschiedene Spiele an.
Administrative Aufgaben rund um das Childcare Center:
Unabhängig von der direkten Arbeit mit den Kindern fällt in einem Childcare Center sehr viel Arbeit an. Hilf z.B. bei der Ausarbeitung eines Arbeitsplans für das kommende Jahr, designe Flyer, um noch mehr Personen auf das Childcare Center aufmerksam zu machen und und und.
Deine Arbeitszeiten & weitere Aufgaben
Gearbeitet wird von Sonntag bis Freitag von 09:45 bis 15:00 Uhr. Die Kinder werden zwischen 9:45 und 10:30 Uhr von ihren Eltern, Geschwistern etc. gebracht. Der Tag gestaltet sich aus einer Mischung von kleinen Unterrichtseinheiten, in denen die Kinder das nepalesische und englische Alphabet üben, neue Wörter kennenlernen und bereits Bekanntes wiederholen, dem Singen von nepalesischen Kinderliedern und der „Spielzeit“, in der die Kinder beispielsweise malen oder mit Bausteinen spielen. Gegen 13:00 Uhr ist „Lunchtime“. Die Kinder bringen hierfür selbst etwas zu essen mit. Zwischen 14:00 und 15:00 Uhr werden sie dann wieder abgeholt.
Hier kannst du einen Erfahrungsbericht von Volontärin Nadine nachlesen und noch mehr über das Projekt erfahren.
Tipps von Karmalaya Gründerin Tina:
Kindergärten in Nepal unterscheiden sich mitunter stark von europäischen Kindergärten. Selbst wenn sie große Namen haben, wie „Montessori Kindergarten“ (davon gibt es sehr viele in Nepal), darf man nicht westliche Erwartungen an sie haben. Die Namen werden oft nur gewählt, weil man davon gehört hat und weil sie sich gut vermarkten lassen. Mit echter Montessori-Pädagogik haben sie wohl nur in Ausnahmefällen zu tun. Denn das eigentliche Ziel dieses Konzeptes ist ja die Entwicklung der Eigenkräfte des Kindes mit dem Motto „Hilf mir, es selbst zu tun“. Dabei soll das Kind die Welt in größtmöglicher Freiheit erkunden.
In Nepal ist eher das Gegenteil der Fall. Schon in den Nurseries müssen die Kinder oft stundenlang ruhig an ihren Tischen sitzen und vorgegebene Inhalte stur auswendig lernen. Hier wird Einfühlungsvermögen von Freiwilligen gefordert. Der verurteilende Zeigefinger ist, wie schon erwähnt, nicht der sinnvolle Weg, um etwas zu bewirken. Viel mehr sind informative Gespräche gefordert. Erzählt den Betreuern von unseren Kindergärten, sprecht über Unterschiede und Gemeinsamkeiten, lernt voneinander. Die Kindergärtnerinnen verfügen oft selbst über keine gute bzw. qualifizierte Ausbildung – sie freuen sich besonders über Studenten der Erziehungswissenschaften bzw. ausgebildete Pädagogen.